Liebe Kolleg*innen,
Wir sehen euch nicht nur, wir sind selbst auch freiberuflich arbeitende Hebammen.
Täglich erreichen uns Nachrichten von verzweifelten Kolleginnen, denen das Wasser nicht mehr nur bis zum Hals steht.
Völlig überzogene Forderungen der Finanzämter und Krankenkassen führen vielmals zum Gang zur Schuldnerberatung, und die häufigste Konsequenz ist die Regelinsolvenz.
Wenn es einer freiberuflichen Hebamme aus einer Vollzeit-Selbstständigkeit (40-50 Stunden reine Wochenarbeitszeit sind bei uns nicht ungewöhnlich) nicht mehr möglich ist, ihre laufenden Lebenshaltungskosten zu bestreiten, geschweige denn Rücklagen für Krankheit und Alter zu bilden (von Urlaub wagen wir gar nicht zu reden), und die laufenden Kosten für Rentenkasse, Krankenkasse und Finanzamt über die Hälfte aller monatlichen Einnahmen auffressen, bleibt nicht mehr viel übrig – wenn man nicht gut geerbt hat oder ein*e gutverdienende*r Partner*in das Hebammenhobby querfinanziert! Das ist nicht akzeptabel!
Wir Hebammen leisten einen großen Teil für die gesellschaftliche Stabilität. Der salutogenetische Anspruch, präventiv und gesundheitserhaltend auf junge Familien einzuwirken, darf nicht auf Kosten unserer eigenen Gesundheit und Existenz gehen.
Wir unterstützen Familien in oft wirklich schwierigen Situationen, und dieses „Aufräumen“ innerhalb unseres dysfunktionalen Gesundheitssystems geht seit Jahren auf Kosten derjenigen, die hochmotiviert, qualifiziert und mit viel Herzblut diesen Beruf ausüben.
Viele Kolleg*innen suchen sich besser bezahlte Nischen, die dann aber nicht allen Versicherten zur Verfügung stehen, oder geben den Beruf ganz auf.
Wir finden gut, dass ihr euch organisiert und euch Gedanken darüber macht, wie ihr Wut, Unmut und Verzweiflung konstruktiv an die „richtige Adresse“ kanalisieren könnt. Wir brauchen den Druck aus euren Reihen für die Verhandlungen.
Die 5% Mehraufschlag sollten kein Schlag ins Gesicht sein, keine Herabwürdigung und keine Beleidigung. Wenn ihr das so fühlt, dann tut uns das leid! Sie sollen ebenso wenig ein Inflationsausgleich sein oder eine Richtung der Verhandlungen andeuten. Wir lassen uns doch nicht so billig kaufen!
Die Verhandlungen waren verfahren, und nach einer deftigen Signalrede unserer 1. Vorsitzenden, Ilona Strache, waren die 5% Aufschlag ab dem 1. April ein Zeichen des GKV-SV, auf unsere Forderungen einzugehen und nicht weiter nur die eigenen untragbaren Vorstellungen zu verfolgen.
Nochmal angemerkt sei, dass Kolleg*innen, die sich von keinem Verband vertreten lassen, nicht zu einer besseren Verhandlungsposition der Verbände beitragen, sondern durch ihre direkte Meldung beim GKV-SV der Position der Hebammen schaden.
Wir kämpfen für euch, mit Rückenwind ist das einfacher!
Am Donnerstag, den 29.02.24, findet von 17:30 bis 19:00 Uhr eine Zoom-Sitzung für BfHD-Mitglieder statt, in der es um die Verhandlungen geht (siehe Newsticker vom 23.2.).